Eröffnung der Ausstellung „Karl Gatermann – Bilder“ am 15.02.2009 im Möllner Museum Historisches Rathaus

1. Begrüßung und Dank an die Leihgeber

Sehr geehrtes Ehepaar Gatermann,
sehr geehrtes Ehepaar Hanke,
liebe Verwandte des Malers,
kurz: Liebe Freundinnen und Freunde der Kunst Karl Gatermanns,

ich möchte Sie zu der heutigen Ausstellungseröffnung ganz herzlich begrüßen und freue  mich über die große Resonanz, die unsere Einladung gehabt hat.

Der Winter hat noch einmal richtig Einzug in unsere Gegend gehalten – und damit Ihre Befürchtungen, lieber Dr. Gatermann, zunächst prophetisch bestätigt.

Ich kann nicht abschließend beurteilen, ob Karl Gatermann diese schöne klare winterliche Wetterlage für seine Arbeit als Künstler genutzt hätte – ein gestriger langer Spaziergang durch die wunderschöne, wie verzaubert wirkende Landschaft um Mölln hat in uns jedenfalls die Begeisterung für den verborgenen, um so nachhaltigeren Reiz dieser Region wieder bestätigt.

Dank Ihrer seit Jahrzehnten engagierten Sammeltätigkeit und Ihres akribischen Nachspürens nach neuen und unbekannten Bildern haben Sie aber auch zwei winterliche Motive für diese Schau bereitstellen können:

Zum einen sehen wir das frühe Gemälde „Verschneiter Bergpfad“, um 1912 entstanden, sowie eine spätes Werk „Letzter Schnee im Winter“, 1944 am Ratzeburger See gemalt und vielleicht auch zeitbedingter Ausdruck des Malers nach Wärme und Frieden.

Karl Gatermanns Bilderwelten konnten auch diese reduzierte Farbigkeit des Winters künstlerisch ausdrücken - ganz sicher lag ihm aber die Arbeit in der sommerlich –warmen Landschaft als Plein – Air Maler sicherlich mehr.

Sie beide, lieber Herr Dr. Gatermann und Herr Hanke, aber auch eine Reihe von anderen Leihgebern, ich möchte an dieser Stelle schon einmal die Herren Harro-Meinert Petersen, Sven Michelsen, und Peter Ohff nennen, ermöglichen es uns heute und in den nächsten Wochen, einen maßgeblichen Ausschnitt aus dem umfangreichen Werk Karl Gatermanns hier im Möllner Museum zu erleben.

Mein ganz besonderer Dank gilt aber auch Frau Annelise Fürer, die spontan aus ihrer Wohnung zwei bislang noch unbekannte Werke von Karl Gatermann für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.

Die Ausstellung zeigt Gemälde, aber auch eine Reihe von kleinformatigen  Aquarellen und eine leider nur kleine Auswahl von Holzschnitten.

Die ausgestellten Arbeiten stammen aus einem zeitlich großen Rahmen – ersten künstlerischen Versuchen aus dem späten 19. Jahrhundert steht eine ganze Reihe von Arbeiten gegenüber, die zwischen 1942 bis in die Mitte der 50er Jahre entstanden sind.

Sie zeigen nicht nur die künstlerische Entwicklung dieses Malers, sondern sie spiegeln auch zeitgeschichtliche Umstände seines Lebens wider, auf die gleich noch näher einzugehen ist.

2. Einige biographische Skizzen zur Person Karl Gatermanns

10 Folien zur Biographie Karl Gatermanns

  1. Elternhaus in der Möllner Seestraße
  2. Die Möllner Seestraße um 1900
  3. Ausbildung an der privaten Kunstschule v. Lütgendorff in Lübeck
  4. Studium an der Münchner Akademie der Künste bei Prof. v. Habermann
  5. Lehrkörper der Hochschule
  6. Im eigenen Atelier
  7. Lebensgefährtin Magdalene Hammerich
  8. Umzug nach Ratzeburg
  9. Kleine Wallstraße 4 – heute
  10. Das Familiengrab

Ausgewählte Abbildungen dazu:

Seestrasse

Die Möllner Seestraße um 1900

Kunstschule

Ausbildung an der privaten Kunstschule v. Lütgendorff in Lübeck

HammerichIm Atelier

Lebensgefährtin M. Hammerich               Im eigenen Atelier

Wallstrasse

Ratzeburg, Kleine Wallstraße 4 – 1970

3. Zum künstlerischen Werk Karl Gatermanns

Der Maler Karl Gatermann ist zeit seines Lebens der norddeutschen Landschaft und besonders seiner Wahlheimat Lübeck verbunden gewesen.

Von seinem Selbstverständnis als Künstler, aber auch als Mensch dieser Region verrät folgendes Zitat aus seinem Tagebuch:

„Die Grasstaude und der Stachelbeerbusch in meiner Heimat sind mir lieber als die Orangenbäume im Süden.“


In Lübeck – abseits der großen Kunstströmungen seiner Zeit – lebte und arbeitete Karl Gatermann. Zeitgenössische Ausstellungsberichte und Zeitungskritiken sprechen schon zu Lebzeiten von dem letzten lebenden späten Impressionisten.

Den großen künstlerischen Umbrüchen der Zeit nach 1910 hat sich Karl Gatermann weitgehend entzogen, indem er konsequent mit dem in München erworbenen künstlerischen Rüstzeug arbeitete.   

Karl Gatermann ist durchaus gereist – Mäzene und Förderer aus der Lübecker Wirtschaft haben es ihm ermöglicht,  in den Süden zu fahren und dort als Maler zu arbeiten. 1923 und 1925 bereiste Karl Gatermann Italien und Sizilien. Erhalten sind neben Aquarellbildern seine Zeitungsberichte, die er nebenbei für eine Lübecker Zeitung verfasste.

1928 fährt Gatermann in die Schweiz und lernt dort einige Maler und zeitgenössische Kunstströmungen kennen. Er bleibt jedoch im Grunde seines künstlerischen Schaffens dem deutschen Impressionismus und damit großen Namen wie dem späten Werk Fritz von Uhdes oder Max Liebermanns verpflichtet.

Dieses Festhalten oder Beharren auf der Position der impressionistischen Kunst lässt sich an zwei großen Arbeiten dieser Ausstellung erklären:

Gewissermaßen in Gegenüberstellung sind 1932 die Bilder „Sommerwald“ und „Herbstwald“ entstanden. Zugunsten der angestrebten Farbwirkung ist die Kontur des einzelnen dargestellten Bildgegenstands fast aufgelöst.

Auch Karl Gatermann malt im Sinne der impressionistischen Malerei dieses Motiv so, wie er es im Augenblick des Malens persönlich durch seine subjektive Sicht sieht.

Damit unterliegt die Farbigkeit seinem momentanen Eindruck – die Erscheinungsfarbe zeigt, wie das Motiv – hier die Waldlandschaft – ihm erscheint. Auch Karl Gatermann mischt seine Farben häufig erst auf der Leinwand, indem er die Pinselstriche sichtbar lässt und Farbe neben Farbe setzt. Diese mischt sich erst im Moment der Betrachtung aus der Ferne in unserem Auge – wir erleben die optische Mischung der Farbtöne in unserer eigenen Wahrnehmung.

Karl Gatermanns Malerei, und besonders die Landschaftsdarstellung, folgt einem Motivkatalog der impressionistischen Malerei, der Bildthemen wie Wolkenbildungen, das Meer, Wellenbildungen oder Lichtreflexe auf sich bewegenden Landschaftsteilen umfasst.

Typisch für seine Bilder ist die eigenartig verschobene horizontale Aufteilung seiner Landschaften, aber auch mancher seiner Interieurbilder:

Der eigentliche Bildgegenstand – eine Landschaft – wirkt merkwürdig auf den unteren Bildrand konzentriert, darüber wölbt sich bei vielen Arbeiten ein weiter, in zarteste Farbnuancen aufgelöster Himmel, wie er vielleicht wirklich nur über Norddeutschland wahrgenommen werden kann.   

Der Kreisarchivar Kurt Langenheim schrieb zu diesem Phänomen 1953:

„Er (K.G.) ist ein Meister im Darstellen unserer heimischen Landschaft, die ihren besonderen Reiz durch den nordischen Himmel in leichtem Dunst, durch die hohen Wolkenbildungen, durch windzerfetzte Wolkenschleier empfängt…“


Reizvoll erscheinen bei Karl Gatermann seine gemalten Ausschnitte aus der Architektur unserer Städte. Dem großen Motiv der Lübecker Marienkirche oder der Lübecker Stadtansichten stehen immer wieder kleine Szenen gegenüber, die Motive aus Orten wie Mölln oder Ratzeburg zeigen. Ist das Format dieser Arbeiten eher klein, so ist der atmosphärische Eindruck gerade dieser Bilder eindrucksvoll – auch deshalb, weil es aus dieser Zeit keine Darstellungen unserer Stadtbilder gibt.

Meisterhaft sind neben den Gemälden die Aquarelle des Künstlers. In der schnellen, nicht korrigierbaren Arbeitsweise dieser Kunstform gilt es immer, den wesentlichen Bildgegenstand zu erfassen.

Karl Gatermann hat es hierin weit gebracht – eine Ausstellung seiner Aquarellbilder in Hamburg und wahrscheinlich auch in London wird sogar in der TIMES sehr positiv besprochen. Diese Tatsache ist erstaunlich, zumal in einem Land, das den berühmten „Water – Color“ – Maler William Turner hervorgebracht hat.

Gatermann gilt in diesem Artikel „als einer der besten seines Faches“ – und tatsächlich haben diese Bilder auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung eine große Leuchtkraft und motivische Verdichtung.

Die neue Möllner Ausstellung soll in den nächsten Wochen einen Beitrag dazu leisten, diesen bedeutenden Maler unserer Region neu zu entdecken.

Der Dank gilt allen Leihgebern, Förderern und nicht zuletzt dem interessierten Publikum.  


Michael Packheiser             Mölln im Februar 2009